Die „3. Welle“ verebbt – einschließlich Auswertung Bundesländer

Die fortlaufenden Aktuallisierungen der epidemiologischen Daten wird in dieser Fassung (Kap. 2.4) erstmals um eine differenzierte Auswertung der Melderate, Testfrequenz, Positivitätsrate und des notification index (NI) auf Ebene der Bundesländer ergänzt

A. Epidemiologische Entwicklung (Gesamttext als pdf)

  1. Die Melderate (sog. „Inzidenz“) steigt nicht weiter an und hält sich gegenwärtig auf einem konstanten Niveau (s. Abb. 1).
  2. Der notification index fällt aktuell ab, was als Frühmarker auf ein Ende der „3. Welle“ hindeutet (Abb. 2a).
  3. Die Zahlen der RKI-Berichte bis zum 28.4.2021 zeigen zunächst eine leichte Zunahme, neuerdings aber ein Sistieren der Melderate besonders in den Altersgruppen 0-4 und über 60 Jahre (s. Abb. 5). Auch der Anstieg in den „berufstätigen“ Altersgruppen 15-59 Jahre ist gestoppt.
  4. Besonders bei den 5-14jährigen, bei denen als einzige Gruppe noch eine Zunahme der Melderate (s. Abb.6) und gleichzeitig ein deutlicher Anstieg der Testfrequenz bezogen auf 100.000 Personen vorliegt (s. Abb. 9), steigt die Testpositivitätsrate nicht weiter an, so dass hier der Anstieg der Testfrequenz als Ursache für den Anstieg der Melderate im Vordergrund stehen dürfte.
  5. In allen Altersgruppen ist es mittelfristig in den letzten 2 Monaten (unterbrochen durch die Osterzeit) zu einem deutlichen Anstieg der Testfrequenz gekommen (s. Abb. 5), der vor allem bezogen auf 100.000 Personen der jeweiligen Alterskohorte deutlich wird (Abb. 9). Kurzfristig (in den letzten zwei Wochen) ist dieser Anstieg besonders bei den Kindern und Jugendlichen (0-14 Jahre) sichtbar (s. Abb. 8).
  6. Die Testpositivitätsrate zeigt ein Plateau und steigt nicht weiter an, insbesondere nicht im Bereich der 5-14jährigen, wo in der Vorwoche noch ein deutlicher Anstieg sichtbar war (s. (4.)). Der Verdacht, dass es in dieser Gruppe zu einer Intensivierung des Infektionsgeschehens gekommen war, hat sich hiermit relativiert (Abb. 10).
  7. Der Altersdurchschnitt nimmt ab, die relative Häufigkeit der gemeldeten Infektionen bei Männern nimmt zu und hat die Zahl der Infektionen bei Frauen überholt (s. Abb. 3).
  8. Durchschnittsalter, Hospitalisierungsrate und Letalität nehmen derzeitig (parallel verlaufend) ab. Die Letalität in % der hospitalisierter Patienten weist während der „2. Welle“ einen Gipfel auf, der darauf hinweist, dass im Vergleich zur Zahl der Hospitalisierungen eine hohe Sterblichkeit an anderer Stelle vorliegen muss (s. Abb. 11).
  9. Die vom RKI berichtete Erhöhung der Hospitalisierungen in den Alterskohorten 35-59 und 60-79 Jahre ist nicht von einer Erhöhung des relativen Hospitalisierungsrisikos pro 100.000 Personen in der Kohorte begleitet. Die oft geäußerte Ansicht, es läge eine Zunahme der hospitalisierten Patienten dieser Altersgruppen vor, kann nicht als erhöhtes Risiko der Hospitalisierung gewertet werden, sondern entspricht einer absoluten Zunahme der Fälle in den zurückliegenden Wochen (s. Abb. 12 und 13).
  10. Für die demographischen Daten und die Daten zu Komorbidität und anderen Risikofaktoren bei Intensivpflichtigkeit liegen keine Angaben vor. Es ist den zuständigen Stellen bislang nicht gelungen, eine Vollerfassung oder repräsentative Stichprobe für diese entscheidende Fragestellung aufzubauen.
  11. Die Sterblichkeit konzentriert sich weiterhin auf die Alterskohorten über 60 Jahre und steigt kumulativ weiter an (Abb. 14). Der steile Anstieg der wöchentlich neu gemeldeten Todesfälle, der bei den höheren Altersgruppen über den Jahreswechsel zu beobachten war, flacht sich ab (Abb. 15). In der relativen Sterblichkeit pro 100.000 Personen der jeweiligen Alterskohorte ist sogar eine minimaler Rückgang zu erkennen (Abb. 16).

B. Methodische Folgerungen (Gesamttext als pdf)

  1. Der Abfall der Melderate („Inzidenz“) über die Weihnachtsfeiertage und aktuell über Ostern mit Verminderung der Testanstrengungen zeigt die Abhängigkeit dieses Surrogatmarkers von der Testfrequenz und weist direkt auf die geringe Aussagekraft der Melderate vor allem im Vergleich zu longitudinalen Kohortenstudien.
  2. Die Erhöhung der Testfrequenz geht lang- und mittelfristig der Melderate deutlich voraus (s. Abb. 2a). Maßgeblich für die Erhöhung der Melderate ist die zusätzlich auftretende Erhöhung der Testpositivitätsrate (s. Abb. 2a).
  3. Der Zusammenhang zwischen Melderate, Testfrequenz und Positivitätsrate wird durch den notification index NI gut abgebildet (s. Abb. 2a). Vorläufig kann man beobachten, dass der NI später ansteigt und frühzeitig wieder abfällt, wenn die Dynamik der Epidemie nachlässt (gegenwärtige Situation).
  4. Der vorübergehende Anstieg in den vorangehenden Wochen war in der Laborbasierten Surveillance des RKI im Gegensatz zu den täglich vom RKI neu gemeldeten Infektionen nur sehr gering ausgeprägt (s. Abb. 5). Diese Inkonsistenz muss dringend aufgeklärt werden, weil sie das Zentrum der gegenwärtigen Begründungsargumentation bildet.
  5. Für die demographischen Daten und die Daten zu Komorbidität und anderen Risikofaktoren bei Intensivpflichtigkeit liegen keine Angaben vor. Es ist den zuständigen Stellen bislang nicht gelungen, eine Vollerfassung oder repräsentative Stichprobe für diese entscheidende Fragestellung aufzubauen (Duplizierung von Folgerung Nr. 10).

C. Zu den Bundesland-Auswertungen s. Text

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Kontakt: Prof. Dr. med. Matthias Schrappe, email