Die vom RKI veröffentlichten epidemiologischen Daten aus KW 15 zur Epidemie durch SARS-2/CoViD-19 werden zusammengefasst dargestellt und interpretiert (zur Terminologie s. Kap. 1).
Hier zum pdf-Dokument mit Abbildungen.
Folgende Ergebnisse lassen sich berichten:
- Die Melderate (sog. „Inzidenz“) der täglich neu gemeldeten Infektionen stieg vorübergehend an und hält sich gegenwärtig auf einem konstanten Niveau (s. Abb. 1). Der vorübergehende Anstieg war in der Laborbasierten Surveillance des RKI nur sehr gering ausgeprägt (s. Abb. 5).
- Die Erhöhung der Testfrequenz geht der Melderate deutlich voraus (s. Abb. 2).
- Maßgeblich für die Erhöhung der Melderate ist die zusätzlich auftretende Erhöhung der Testpositivitätsrate. Der Zusammenhang wird durch den notification index NI gut abgebildet (s. Abb. 2).
- Der Altersdurchschnitt nimmt ab, die relative Häufigkeit der gemeldeten Infektion bei Männern nimmt zu (Gleichstand der Geschlechter) (s. Abb. 3).
- Die Zahlen der RKI-Berichte bis zum 20.4.2021 zeigen zunächst eine leichte Zunahme, neuerdings aber ein Sistieren der Melderate besonders in den Altersgruppen 0-4 und über 60 Jahre (s. Abb. 5). Die durch vermehrtes Testen betroffenen Altersgruppen zwischen 5 und 59 Jahren haben das Niveau von vor Ostern wieder erreicht. Die Diskrepanz zu den täglich vom RKI veröffentlichten Daten (s. Kap. 2, Abb. 1) ist bemerkenswert.
- Parallel zum leichten Anstieg der Melderate in den Altersgruppen 5-59 Jahre (Abb. 5) ist es in absoluten Zahlen (Abb. 8) und besonders bezogen auf 100.000 Personen (Abb. 9) zu einem deutlichen Anstieg der Testfrequenz gekommen (selbst dort, wo die Melderate stabil bleibt: 0-4 und 60+ J.).
- Das Ausbleiben eines (weiteren) Anstiegs der Testpositivitätsrate ist als Hinweis darauf zu werten, dass ein Anstieg der Melderate in allen Alterskohorten auf die erhöhte Testfrequenz zurückgeht – außer bei den 5-14jährigen. Hier ist eine Intensivierung des Infektionsgeschehens nicht auszuschließen (Abb. 10).
- Durchschnittsalter, Hospitalisierungsrate und Letalität verlaufen in etwa parallel. Die Letalität in % der hospitalisierter Patienten weist während der „2. Welle“ einen Gipfel auf, der darauf hinweist, dass im Vergleich zur Zahl der Hospitalisierungen eine hohe Sterblichkeit an anderer Stelle vorliegen muss (s. Abb. 11).
- Die vom RKI berichtete Erhöhung der Hospitalisierungen in den Alterskohorten 35-59 und 60-79 Jahre ist nicht von einer Erhöhung des relativen Hospitalisierungsrisikos pro 100.000 Personen in der Kohorte begleitet. Die oft geäußerte Ansicht, es läge eine Zunahme der hospitalisierten Patienten dieser Altersgruppen vor, kann nicht als erhöhtes Risiko der Hospitalisierung gewertet werden, sondern entspricht einer absoluten Zunahme der Fälle z.B. durch vermehrte Testung (s. Abb. 12 und 13).
- Für die demographischen Daten und die Daten zu Komorbidität und anderen Risikofaktoren bei Intensivpflichtigkeit liegen keine Daten vor. Es ist den zuständigen Stellen bislang nicht gelungen, eine Vollerfassung oder repräsentative Stichprobe für diese entscheidende Fragestellung aufzubauen.
- Die Sterblichkeit konzentriert sich weiterhin auf die Alterskohorten über 60 Jahre und steigt kumulativ weiter an (Abb. 14). Der steile Anstieg der wöchentlich neu gemeldeten Todesfälle, der bei den höheren Altersgruppen über den Jahreswechsel zu beobachten war, flacht sich ab (Abb. 15), in der relativen Sterblichkeit ist sogar eine minimaler Rückgang zu erahnen (Abb. 16).
Kontakt: Prof. Dr. med. Matthias Schrappe, email