Zur Infektiosität der Delta-Variante

Die Secondary Attack Rate (SAR) zeigt: identische Infektiosität von Delta und Alpha

Die neuesten Daten von Public Health England (Stand 17.9.2021) weisen anhand der sog. Secondary Attack Rate, also der SARS2-Übertragung von Infizierten auf Kontaktpersonen, darauf hin, dass die Infektiosität der Delta-Variante identisch zu derjenigen der Alpha Variante ist. Diese Daten sind deswegen so wichtig, weil hier an einer sehr großen Zahl von Infizierten (ca. 650.000) die reale Häufigkeit von Infektionen von SARS2-negativen Kontaktpersonen unter Alltagsbedingungen berichtet wird, und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb des Haushaltes.

Die Daten (nur Non-Travel-Cases) lauten folgendermaßen (in Klammern Konfidenzintervall):

Alpha: 185,166 Infizierte, 75,0% hatten Kontakte, im Haushalt 10,2% der Kontakte infiziert (10,1-10,3), außerhalb des Haushalts 5,6% (5,4-5,8)

Delta: 471.476 Infizierte,  72,6% hatten Kontakte, im Haushalt 10,4% der Kontakte infiziert (10,4-10,5), außerhalb des Haushalts 5,4% (5,3-5,5).

Es besteht also in der Weitergabe der SARS2-Infektion kein Unterschied zwischen der Alpha- und der Delta-Variante. Die Originaltabelle kann hier direkt eingesehen werden.  Die Technical Reports von Public Health England sind auch sonst eine interessante Lektüre.

Diese Daten, die in einer Vor-Version bereits auch in Thesenpapier 8 berichtet wurden, relativieren die in den deutschen Medien immer wieder geäußerte Ansicht, dass die Delta-Variante infektiöser sei als die Alpha-Variante und daher alleine für Veränderungen im Epidemie-Verlauf verantwortlich zu machen wäre. Diese Annahme ist unzutreffend. Außerdem handelt es sich hierbei um ein einseitiges, rein lineares Verständnis der SARS2-Epidemie, das allein auf Erreger-Eigenschaften abhebt und Umgebungsbedingungen ebensowenig beachtet wie Wirtseigenschaften (Patienten) (s. Gutachten für das Bundesverfassungsgericht, Teil I).