Isolation von Heimbewohnern trotz Impfung –

… ist Humanität und Menschlichkeit noch gewahrt?

Man kann über die Reinfektion von vormals Infizierten und die Rate von Infektionen bei Geimpften sagen was man will (hier zum letzten Beitrag zu diesem Thema), aber vielleicht sollte man sich an dieser Stelle doch noch einmal die ethischen Aspekte des politischen Handelns vor Augen führen. Ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen haben nicht mehr viele Jahre vor sich, gerade wenn sie im Heim leben – und hier sollen randständige Risikobetrachtungen den Ausschlag dafür geben, dass sie nicht miteinander Mittag essen können?

Über alle seuchenpolizeilichen Überlegungen hinweg wäre doch ein kurzes Zurücktreten angesagt. Jüngere Menschen – natürlich auch geplagt durch Infektion, Erkrankung und evtl. (in noch nicht bekanntem Umfang) Spätfolgen – können in ihrem Leben noch vieles wieder aufholen, aber Ältere: hier geht es um die letzten Monate, um die letzten Jahre. Hat Deutschland den moralisch-ethischen Kompass völlig verloren?

Es ist daher eine gute Nachricht, dass ein Heimbetreiber zusammen mit Mitgliedern des Nationalen Ethikrates, mehreren Altenverbänden und medizinischen Fachgesellschaften das Bundesverfassungsgericht angerufen hat. Die FAZ berichtete  (27.3.2021), und es wundert vor allem, dass in der Medienlandschaft dieses Thema nicht breiter diskutiert wurde. Diskutieren wir solche Kernfragen nicht mehr?

Bei diesem Thema wird glasklar: diese Entscheidung lässt sich nicht mit „Daten“ allein treffen. Sondern diese Entscheidung bedarf ethischer Überlegungen, andere Aspekte müssen mit einbezogen werden. Andere Aspekte: Menschlichkeit ist eine gute Option.