Beobachtungen aus einer nicht-repräsentativen Twitter-Umfrage vom 17. April 2021

In einer nicht-repräsentativen Umfrage über meinen Twitter-Account ergab sich zur Aufhebung der Restriktionen für Geimpfte folgendes Meinungsbild, das eventuell Anhaltspunkte für Aufklärungs- und Informationsangebote ergeben kann.

Zur eingangs gestellten Frage:

Die Mehrzahl der Antworten sprachen sich also für eine Aufhebung der Restriktionen aus (60,5%). Wichtiger für den weiteren Umgang mit der Problematik ist jedoch das gute Drittel der Antworten, die eine Aufhebung ablehnen (39,5%).

Hier die Zusammenstellung der aus meiner Sicht wichtigsten Gründe und Sorgen derjenigen, die nicht an eine Aufhebung der Restriktionen glauben, wenn die +16-jährigen alle ein Impfangebot hatten und nach der letzten Impfung geschützt sind.

Die Gründe in der (ungefähren) Reihenfolge der Häufigkeit der Nennung lassen sich wie folgt systematisieren:

  1. Auch die unter 16-jährigen müssen geimpft werden:
    1. Wegen Sorgen um LongCovid und anderen schlimmen Spätschäden bei Kindern
    2. Weil Kinder in dieser Altersgruppe besonders von der Erkrankung betroffen sind
    3. Weil auch Kinder ein Recht haben, durch die Gesellschaft geschützt zu werden
    4. Weil sonst keine Herdenimmunität erreicht werden kann
    5. Weil durch ungeimpfte Kinder vermehrt escape-Mutanten in dieser Altersgruppe entstehen würden
  1. Restriktionen können nicht aufgehoben werden bis:
    1. Herdenimmunität erreicht ist,
      1. damit die Infektketten abreißen
      2. damit keine Mutationen mehr entstehen
    2. Es keine Mutationen mehr gibt
    3. Eine niedrige Inzidenz erreicht ist
    4. Die Impfungen auch gegen Mutationen schützen
    5. Alle geimpft sind, denn desto mehr infizierte, desto grösser das Risiko für Mutationen
  1. Restriktionen können nicht aufgehoben werden,
    1. Weil man sonst nicht gezielt die Verbreitung der escape-Mutanten verhindern kann
    2. Da Virus wieder aus dem Ausland eingeschleppt werden wird
  2. Solange noch Menschen an Covid-19 erkranken
    1. Braucht es Abstandsregeln, MNS, Quarantäne Fallnachverfolgung und Testen vor dem Einkaufen

Schlussfolgerung: trotz gesicherten Wissens zu den allermeisten Fragen gehen die Meinungen weit auseinander: wie die Pandemie endet, ob und wie das Virus danach weiterzirkuliert, ob und welche Rolle Varianten-Viren und die Herdenimmunität dabei spielen, wie groß der Anteil der Kinder am Infektions- und Krankheitsgeschehen ist, ob ein Impfstoff für Kinder ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis hätte.

Hier haben die @bzga.de, die Medien und die Bundesregierung noch eine große Aufklärungsaufgabe vor sich. Eine Diskussion, die sich an die Problematik der health literacy aus den Jahren vor der Corona-Krise erinnert und hiermit die Eigenkompetenz zur Beurteilung gesundheitlicher Probleme addressiert,  erscheint sinnvoll und sollte sich dringend wieder auf die dort diskutierten Grundsätze beziehen.

Kontakt: Prof. Dr. med. Klaus Stöhr, email und twitter